In den Vorbereitungsseminaren wird in kleinen und abwechselungsreichen Etappen über das gegenseitige Kennenlernen, das Formulieren der eigenen Motivation der Teilnahme zu der gedanklichen Annahme des Todes geführt.
Nach und nach entsteht so die Fähigkeit, eine Vorstellung von den Wünschen und Bedürfnisse des eigenen Sterbens zu entwickeln: Durch verschiedene Imaginationsaufgaben wird bewusst, dass das Bedürfnis, sein Leben bis zum Schluss in Würde und Selbstbestimmung zu führen, das stärkste ist, und sich jeder in der letzten Phase seines Lebens Menschen wünscht, die spüren und respektieren, was man will und braucht.
Zugleich wird klarer, dass jeder Mensch spezifische, von anderen unterschiedenen, Bedürfnisse hat. Das heißt, in der Begleitung müssen sowohl die fremden wie die eigenen Bedürfnisse erspürt, erkannt und geachtet werden. Um dies zu lernen, werden in der Vorbereitung Informationen über typische Verlaufsformen der seelischen Entwicklung gegeben. Die Vielfalt des Möglichen breitet sich aus. Berichte erfahrener Hospizhelfer lassen Entferntes näher rücken und fühlbarer werden.
So nimmt die Vorstellung, selbst Menschen in ihrer Krankheit, im Sterben und in ihrer Trauer zu begleiten, Gestalt an. Parallel dazu entstehen neue Fragen und neue Unsicherheiten:
- Kann ich spüren, was der andere will?
- Bin ich die oder der Richtige für mein Gegenüber?
- Kann und will ich den Wünschen meines Gegenübers entsprechen?
- Wie vermittel ich meine Grenzen, ohne zu verletzen?
- Ertrage ich das Leid des anderen?
Fragen und Unsicherheiten, die sich nicht endgültig klären lassen, die wiederkehren und auch bei zukünftigen Treffen immer wieder thematisiert werden. So bleibt auch in der Zusagen mitzuarbeiten, die eigene Freiheit erhalten. Sie leitet einen Prozess ein, der Gespräche in Gang setzt, Veränderungen bewirkt, aber auch die Möglichkeit des Rückzugs beinhaltet. Eben genau so, wie es dem Leitgedanken der Hospizgruppe entspricht: „Dem Leben Raum geben„, dem eigenen wie dem fremden.
Stephanie Ende